Ein Klassiker der America’s Cup Geschichte steht bei uns
in der Werft zur Restaurierung bereit. Die 12-m-R Yacht „Gretel“ segelte
1962 als Herausforderin um den America’s Cup und war der
erste australische 12er überhaupt, entworfen von Alan Payne.
Das Schiff war deutlich schneller als die Verteidigerin, die
von Philip Rhodes entworfene „Weatherly“ und so gewann
die Herausforderin zum ersten Mal nach dem Rennen zwischen „Endeavour“ und „Rainbow“ im
Jahre 1934 eine AC-Wettfahrt. So war es zwar spannend, am Ende
gewannen jedoch wieder einmal die Amerikaner weil die Australier
der überragenden Crew der „Weatherly“ um Emil „Bus“ Mosbacher
unterlegen waren. Mosbacher galt zu recht als einer der besten
Steuerleute seiner Zeit; 1967 verteidigte er den Cup noch einmal
erfolgreich, diesmal mit dem 12er „Intrepid“ gegen
die „Dame Pattie“ aus Australien.
Nach den Cup-Rennen von 1962 diente die schnelle „Gretel“ noch
etlichen späteren Teams als Sparringspartnerin. Später
wurde sie nach Europa verkauft und segelte viele Jahre in Italien.
Hier wurde sie von der Yachtwerft Robbe & Berking Classics
gefunden und wird nun für eine Grundrestauration zur Werft
nach Flensburg transportiert. „Wir wollen das Schiff
in den Originalzustand von 1962 zurück versetzen“,
sagte Werftchef Oliver Berking. „Dies ist ein einmaliges
Stück Yachtsportgeschichte und muss unbedingt erhalten
bleiben!“
Über das Schiff: Länge: 21,16 m; Breite 3,58 m;
Tiefgang 2,67 m; Gewicht 26,7 Tonnen; Segelfläche 166,9
qm; Entworfen von Alan Payne, gebaut aus Holz auf Stahlspanten.
Die America’s Cup Herausforderung von 1962 war gründlich
vorbereitet und hätte fast zum Erfolg geführt. Sir
Frank Packer, ein australischer Verleger, kündigte seine
Pläne für den America’s Cup schon 1958 an.
Für vier Jahre charterte er „Vim“, den von
Olin Stephens entworfenen und damals schnellsten 12er, und
ließ seine Segler mit ihr in Australien trainieren. „Vim“ hatte
bereits als Sparringspartner für die Cup-Verteidigerin
von 1958, „Columbia“, gedient. Packer ließ den
Yachtkonstrukteur Alan Payne am Stevens Institute in New York
am Entwurf eines neuen 12ers arbeiten, wobei Payne auch schon
Versuche in Schlepptanks unternahm.
Der von Alan Payne entworfene 12er steckte voller neuer Ideen.
Eine bahnbrechende Innovation war die Möglichkeit, die
Genua-Winschen über ein Getriebe mit vier Gängen
miteinander zu verbinden und durch Fußpedale zu bedienen.
Das erhöhte die Effizienz beim Wenden ganz ungemein.
Der erste australische 12er überhaupt lief am 19. Februar
1962 von Stapel, sieben Monate vor den America’s Cup
Wettfahrten. Neun Tage später wurde die Yacht auf den
Namen „Gretel“ getauft, in Erinnerung an Frank
Packers verstorbene Ehefrau. Schon bei den ersten Probeschlägen
gegen „Vim“ zeigte sich, dass „Gretel“ sehr
schnell war. Ende Mai 1962 wurden beide Schiffe in die USA
geschickt, wo „Gretel“ später der Verteidigerin, „Weatherly“ einen
harten und würdigen Kampf lieferte. Die Rennen waren spannend
und wurden jeweils nur knapp gewonnen, eine Wettfahrt konnten
die Australier für sich entscheiden.
So war es zwar spannend, am Ende gewannen jedoch wieder einmal
die Amerikaner weil die Australier der überragenden Crew
der „Weatherly“ um Emil „Bus“ Mosbacher
unterlegen waren. Mosbacher galt zu recht als einer der besten
Steuerleute seiner Zeit; 1967 verteidigte er den Cup noch einmal
erfolgreich, diesmal mit dem 12er „Intrepid“ gegen
die „Dame Pattie“ aus Australien.
Weil jedoch die Australier das erkennbar bessere Boot hatten, änderten
die Amerikaner nach diesem Cup die Regeln dahingehend, dass
den zukünftigen Herausforderern kein Zugang mehr zu amerikanischen
Design- oder Konstruktionstechnologien mehr gewährt werden
solle.
Nach den Cup-Rennen von 1962 diente die schnelle „Gretel“ noch
späteren Teams als Sparringspartnerin; 1967 für die
Herausforderin „Dame Pattie“ und später für „Gretel
II“, der zweiten Herausforderung Packers von 1970. Zuletzt
segelte „Gretel“ in 1975 im ersten „Southern
Cross“ Team.
Von 1973 bis 1974 gehörte sie der „Yanchep Estates
Pty. Ltd.“ Mit Heimathafen Perth und Yanchep, 1975 war
die „Southern Cross America’s Cup Challenge Association,
Ltd.“ Eignerin der Yacht, von 1976 bis 1979 gehörte
sie noch einmal zum „Gretel Syndikat“ und 1980
wurde sie aus dem Lloyd’s Register entfernt. 1982 bis
1994 arbeitete sie als Charteryacht in den Whitsundays, später
wurde sie nach Europa verkauft und segelte viele Jahre in Italien.
Hier wurde sie von der Yachtwerft Robbe & Berking Classics
gefunden und wird nun für eine Grundrestauration zur Werft
nach Flensburg transportiert. „Wir wollen das Schiff
in den Originalzustand von 1962 zurück versetzen“,
sagte Werftchef Oliver Berking. „Dies ist ein einmaliges
Stück Yachtsportgeschichte und muss unbedingt erhalten
bleiben!“
Alan Payne (1921 – 1995). Alan Payne war ein brillanter
Konstrukteur und entwarf sowohl „Gretel“ als auch „Gretel
II“. Er hatte am Technical College von Sydney und an
der Universität von New South Wales Schiffbau studiert
und sich früh auf Yachtdesign spezialisiert. Als er von
Sir Frank Packer für das America’s Cup Projekt angeheuert
wurde, hatte er schon viele erfolgreiche Rennyachten entworfen.
In dem auf vier Jahre angelegten AC-Projekt analysierte er
zunächst die Linien von „Vim“ und testete
dann insgesamt 30 Modelle im Schlepptank um die Linien von „Gretel“ zu
entwickeln. Das Ergebnis ist bekannt, „Gretel“ wurde
vor allem für ihre überragende Geschwindigkeit auf
raumen Kursen bewundert. So gewann „Gretel“ eine
AC-Wettfahrt und, um Haaresbreite, noch eine zweite in einers
ehr spannenden Serie die am Ende von Bus Mosbacher auf „Weatherly“ gewonnen
wurde. 1970 entwarf Payne „Gretel II“ für
die zweite AC-Herausforderung durch Sir Frank Packer (diesmal
mit Skipper und Steuermann James Hardy), die den Amerikanern
sogar noch gefährlicher wurde.
Alexander „Jock“ Sturrock (1915 – 1997).
Er war der Skipper und Steuermann der „Gretel“ in
den legendären Rennen von 1962, damals war er 47 Jahre
alt. In jenem Jahr wurde er zum „Australian of the Year“ gewählt,
sowie zum „Australian Yachtsman of the Year“ und
zum „Australian Sportsperson of the Year“. Jock
gewann im Laufe seines Seglerlebens über 400 nationale
Meisterschaften – die erste im Alter von 12 Jahren im
Cadet-Dinghy. Mit 18 war er in Australien einer der Pioniere
der Star-Klasse und gewann auch gleich die ersten acht Australischen
Meisterschaften im Star (zwischen 1935 und 1947). Außerdem
war er drei Mal Australischer Meister in der 6-m-R Yacht, drei
Mal im Drachen und zwei Mal im 5.5er. An den Olympischen Spielen
1948 in London nahm er im Star teil, 1952 in Helsinki im Drachen
und 1956 in Melbourne im 5.5er, wo er eine Bronzemedaille ersegelte.
International bekannt wurde er jedoch erst durch die America’s
Cup Rennen mit „Gretel“. 1967 war er Skipper der
australischen Herausforderin „Dame Pattie“. In
seinen späteren Jahren segelte er viele Male fpür
Australien im Admiral’s Cup und im Kenwood Cup und managte
zwei erfolgreiche Projekte für den „Little America’s
Cup“ im C-Klasse Katamaran.
Frank Packer (Sir Douglas Frank Hewson Packer, 1906 – 1974).
Australischer Verleger und Mehrheitseigentümer der „Australian
Consolidated Press“ und des „Nine Network“.
1923 begann Packer mit einem Volontariat bei der Zeitung seines
Vaters, dem „Daily Guardian“, und schon vier Jahre
später war er dessen Direktor. 1933 gründete Packer
die Zeitschrift „Womens Weekly“ und baute den „Daily
Telegraph“ zur führenden Zeitung Australiens aus.
Mit der Einführung des Fernsehens in Australien im Jahre
1956 wurde Packer ein wichtiger Anteilseigner im Fernsehnetzwerk.
1972 verkaufte Packer seine Zeitung an Rupert Murdoch – und
soll das später angeblich bereut haben. Packer war ein
aktiver Sportler: Boxer, Golfer, Polospieler und, vor allem,
Segler. Er forderte die Amerikaner zwei Mal um den Cup heraus,
1962 und 1970.
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